Geschichte der Kolpingsfamilie Wattens ... gegründet 1925

Am 4. Dezember 1865 schloss Adolf Kolping, der Gründer einer der bedeutendsten katholischen Bewegungen, mit kaum 50 Jahren für immer die Augen. Ihm war es gelungen, in der damals in sozialen Belangen sehr rückständigen Zeit eine revolutionäre Tat zu setzen.

 

Er gründete ds erste Gesellenhaus, in dem er den Wanderburschen in der Fremde den Ersatz für Ihre Familienstube bot. Er wurde zum Künder und Kämpfer für die christliche Familie, weil er erkannt hatte, dass nur auf dem Boden der gesunden Familie eine Zukunft für Kirche und Staat zu bauen ist.

 

 

Fast genau 60 Jahre nach seinem Tod war auch in Wattens der Boden reif für die Gründung eines katholischen Gesellenvereines. In Innsbruck, Hall und Schwaz bestanden solche Vereine schon seit Jahren und die Bereitschaft, sich auch in Wattens im Sinne Adolph Kolping zusammenzufinden, war durch den Einfluss dieser Nachbarorte sicher schon seit längerer Zeit vorhanden.

 

Der Anstoß zur Gründung kam im Jahr 1922 vom Schriftsteller Anton Plattner, dem Schutzvorstand der Kolpingsfamilie München-Giesing. Dieser übersiedelte nach Wattens zu seiner Schwester und suchte bald den Kontakt zu Gleichgesinnten, wobei ihn der damalige Pfarrer Alois Gfall gerne unterstützte. Die beiden waren durch die gemeinsame Neigung zum Schriftstellertum bald gute Freunde und Plattner nützte jede Gelegenheit, das Werk Adolph Kolping und seine Gesellenvereine bekanntzumachen. Seine Aufführungen fielen bei den Zuhörern auf fruchtbaren Boden und allmählich reifte der Gedanke, auch in Wattens einen katholischen Gesellenverband zu gründen. Schon in diese Zeit fiel der Zubau des späteren Vereinsheimes in der Garbargasse 10 (später Kindergarten Oberdorf). Treffpunkt für die Beratungen war die Werkstätte von Schneidermeister Alois Perktold, dessen Söhne und Gesellen den Grundstock für die Gründung des Vereines bildeten.

 

Das "alte" Kolpingheim im Kinderasyl (rechter Teil) wurde in den 30iger Jahren vom damaligen Gesellenverein gebaut.

 

Im Erdgeschoß war eine Turnhalle, im

1. Obergeschoß die Vereinslokale und im Dachgeschoß die Hausmeisterwohnung untergebracht. Der Keller wurde später als "Herberge" (für die Wandergesellen) ausgebaut.

 Die Gründung fand am 23. Oktober 1925 im Gasthof Neuwirt statt, wobei sich unter Leitung von Präses Gfall besonders die Herren Anton Plattner, Anton Hauser, Josef Praxmeir, Alois Perktold, Karl Reitmeir, Anton Rast und Anton Köfler große Verdienste um den jungen Verein erwarben.

 

Erster Senior wurde Hans Narr, der vorher Mitglied beim Gesellenverein Hall war. Bei der Gründungsfeier hielt Präses Gfall die Festrede, die Kolpingsfamilien Innsbruck und München-Giesing waren mit Abordnungen vertreten.

 

Bereits am 2. November fand die erste Vereinsversammlung statt. Die Berechtigung eines Gesellenvereines in Wattens zeigte sich sehr bald durch die ständig steigende Mitgliederzahl, die es ermöglichte Friedl Mair eine Theatergruppe und unter Franz Zantler eine Turnerriege zu gründen. Groß war der Stolz der Wattener Kolpingsöhne, als sie 1928 beim Österreichischen Kolpingturntag in Waidhofen an der Ybbs den ersten Rang erzielen konnten.

 


Die zunehmende Bedeutung des Wattener Gesellenvereines zeigte sich aber auch im immer stärker werdenden Besuch von Wandergesellen, die in Wattes Quartier suchten. 1932 entschloss man sich den Keller des Vereinshauses auszubauen und schuf so eine Unterkunft für vier bis sechs Wanderburschen. Am 3. Oktober 1932 mussten die Kolpingbrüder Abschied von ihrem Präses nehmen, der als Dekan nach Imst berufen wurde. Als Dank für seine großen Verdienste wurde er zum Ehrenpräses ernannt und er hielt den Wattenern bis zu seinem Tode im Jahr 1962 stets die Treue. Sein Weggefährte und Freund aus der Wattener Zeit, Schutzvorstand Plattner, schloss am 5. Juni 1934 für immer die Augen.

 

Die wirtschaftlichen schlechten Jahre hatten natürlich auch Auswirkungen auf das Vereinsleben und die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Österreich schien das Ende des Vereines zu bedeuten. Erst 1947 fanden sich einige aus dem Krieg heimgekehrte Mitglieder zusammen, die den Gesellenverein Wattens wieder aktivierten. Der Krieg hatte eine Reihe von Kolpingbrüdern das Leben gekostet und es war natürlich schwierig, diese Lücken zu schließen. Wie schon bei der Gründung übernahm Hans Narr das Amt des Seniors und man begann, auch das Vereinslokal wieder auf Glanz zu zu bringen.

 

1950 trat die Kolpingsfamilie erstmals wieder an die Öffentlichkeit und feierte mit einem Festabend in der Turnhalle das 25-jährige Gründungsjubiläum.

 

War das erste Vierteljahrhundert von Aufbauschwierigkeiten und dem Stillstand während der Kriegsjahre gekennzeichnet, so kann man die nächsten 25 Jahre als Phase der Festigung und Verankerung im Leben der Pfarre und Gemeinde bezeichnen. Religiöse Vorträge wechseln mit Lichtbilder- und Filmvorträge im Programm der Heimabende.

 

Gruppenaufnahme "50 Jahre Kolpingsfamilie Wattens" im Jahre 1975

 

Bereits im Jahre 1966 wurde bei der Zentralversammlung in Köln beschlossen, auch weibliche Mitglieder in die Kolpingsfamilie aufzunehmen.

 

13 Jahre später - im September 1979 - war es auch in Wattens soweit. 19 beherzte Kolpingfrauen beschlossen im Hause Conny und Nelly Schallhart, eine Kolping-Frauenrunde zu gründen. Seit diesem Zeitpunkt gelten unsere Kolpingfrauen als fester Bestandteil und wichtiges Standbein unserer Kolpingsfamilie.

  

Die Teilnahme an sportlichen und kulturellen Veranstaltungen brachte es mit sich, dass "Kolping" in Wattens kein unbekannter Begriff mehr ist. Durch den Kontakt mit befreundeten Kolpingsfamilien und die Mitarbeit im Diözesanverband haben wir über unsere engere Heimat hinaus zahlreiche Freunde gewonnen.

 

 Dank der Marktgemeinde Wattens und der Pfarre Wattens konnten die erforderlichen Vereinsräumlichkeiten im Mehrzweckgebäude Oberdorf untergebracht werden.

 

Transport der Bartheke zuerst mittels Kran und dann übers Stiegenhaus ins neue Kolpingheim.

 

 Kolpingheim - großer Saal (nach der Einweihung)

 

 Gruppenfoto "75 Jahre Kolpingsfamilie Wattens" im Jahr 2000


In der Freude über das in den letzten Jahrzehnten Geschaffene wollen wir aber nicht den Blick in die Zukunft vergessen. Unsere Kolpingsfamilie hat heute eine gesunde Struktur.


Zahlreiche Junge und Alte sind ein lebender Beweis, dass in unserer Mitte das Werk von Adolph Kolping weiterbesteht. Sie sind aber auch Garantie, dass sein Geist in Wattens lebt und die seiner Idee entsprechenden Ziele erreicht werden können.

 

 

Die Wattener Präsides, Senioren und Vorsitzende 1925 - jetzt

Die Präsides

1925 - 1932 Pf. Alois Gfall V

1932 - 1933 Pf. Franz Zoller V

1933 - 1935 Koop. Jakob Lenz V

1935 - 1938 Koop. Nikolaus Pfeifauf V

1938 - 1939 Koop. Johann Grünbacher V

1947 - 1948 Koop. Ambros Laimer V

1948 - 1953 Koop. Josef Holaus V

1953 - 1960 Koop. Karl Kneisl V

1960 - 1962 Koop. Josef Haselwanner

1962 - 1963 Koop. Alfons Schaffer V

1964 - 1970 Koop. Josef Trojer V

1970 - 1973 Koop. Donatus Wagner

1973 - 1973 Koop. Josef Jäger

1980 - 1984 Koop. Stanislaus Majewski

1984 - 1989 Koop. Hermann Röck

1989 - 1992 Koop. Roland Walch

1992 - 1996 Pf. Josef Purtauf V

1996 - 2006 Gerold Hörmann*

* Aufgrund einer Statutenänderung im Österr. Kolpingwerk konnte zwischen 1996 - 2006 auch ein Laie zum Präses einer Kolpingsfamilie gewählt werden. Mit der Statutenänderung im Jahr 2006 wurde das Amt des/der Vorsitzenden eingeführt.

 

2006 - 2008 Pf. Mag. Christoph Giewald

2008 - 2010 Pf. Mariusz Sacinski

2010 - 2018 Pf. Dr. Mukulu Sylvain Mbangi

ab 11/2018  Pf. Mag. Alois Juen

 

Die Senioren

1925 - 1933 Hans Narr V

1933 - 1934 Ferdinand Kerle V

1934 - 1935 Josef Praxmeir V

1935 - 1938 Franz Heidrich V

1947 - 1951 Hans Narr V

1951 - 1952 Otto Springer V

1952 - 1954 Christoph Perktold

1954 - 1960 Erwin Stöger V

1960 - 1965 Franz Perktold jun. V

1965 - 1967 Erwin Stöger V

1967 - 1972 Max Mader jun.

1972 - 1976 Herbert Perktold

1976 - 1979 Karl-Heinz Geisler

1979 - 1980 Wolfgang Scheiber

1980 - 1985 Konrad Schallhart

1985 - 1988 Gerold Koller

1988 - 1989 Thomas Perktold

1989 - 1992 Albert Troppmair

1992 - 1996 Roland Egger

Die Vorsitzenden

2006 - 2010 Gerold Hörmann

2010 - 2011 Max Mader (interimistisch)

2011 - 2014 Max Mader

11/2014  - 11/2019 Mag. Martin Krämer

ab 11/2019 Hicks Gudrun

Geschichte von Kolping

Person Adolph Kolping

  

  • geboren am 8.12.1813 in Kerpen bei Köln
  • mit 11 Jahren Schuhmacherlehrling mit 15 Jahren Geselle
  • mit 24 Jahren Schüler am Marzellengymnasium in Köln
  • 1841-1842 Studium an der Universität München
  • 1842-1844 Studium in der Universität Bonn
  • 1844-1845 Priesterseminar in Köln   
  • mit 32 Jahren Priester (am 13.4.1845 Priesterweihe in der Kölner Minoritenkirche)
  • mit 34 Jahren Präses eines Gesellenvereins Wuppertal/Elberfeld
  • mit 39 Jahren Herausgeber der „Rheinischen Volksblätter“
  • mit 45 Jahren Präses des deutschen Kolpingwerkes
  • 1866 in der Kölner Minoritenkirche beigesetzt
  • am 27.10.1991 Seligsprechung in Rom


Seligsprechungsfeier am Petersplatz in Rom.

Papst Johannes Paul II spricht Adolph Kolping "selig".


Zwei Drittel seines Lebens verbrachte A. Kolping in der Zeit des Vormärz, das waren die Jahrzehnte vor der Märzrevolution 1848.

 

Vormärz war Biedermaierzeit ...

Kultur: Zeit von Beethofen, Schubert, Strauß, Lanner in der Musik- in der Literatur Grillparzer-Nestroy und Raimund.

Technik: die Pferdeeisenbahn wurde von der Dampflock abgelöst und der Donaudampfschiffsverkehr eingeführt.

Soziales: 14 Stundentag-Kinderarbeit-geringste Löhne in der beginnenden Industiallisierung des 19 Jahrhunderts.

 

Die Zeit war geprägt von den Napoleanischen Kriegen wo Hunger und Armut vorherrschte.

 

Bei der Revolution kam dann nicht viel heraus. Metternich wurde abgesezt und die Grunduntertänigkeit der Bauern wurde am 7.9.1848 aufgehoben.

 

Die große Idee A. Kolpings war, den wandernden Gesellen, deren soziale Probleme er persönlich kennengelernt hatte, Heimat und Orientierung zu geben. Kolping bereiste das damalige (vor allem deutschsprachige) Europa, um in den großen Städten Katholische Gesellenvereine zu gründen. nach und nach entstanden Gesellenhäuser (die heute nach ihm benannten Kolpinghäuser).

Der Grundgedanke der verbandlichen Kolpingarbeit: seit mehr als 150 Jahren ist, die Hilfe zur Selbsthilfe oder besser zur Selbstentwicklung.

 

Gesellschaftlicher Wandel durch die Veränderung des Einzelnen.

 

Ziel seiner pädagogischen und sozialen Arbeit war der Mensch in seiner religiös motivierten Verantwortung als Christ in den drei wichtigsten Bereichen des Lebens, der Berufswelt, der Familie und der Gesellschaft. Innerhalb kurzer Zeit verbreitete sich die Idee der Selbst-und Gemeinschaftshilfe in ganz Europa und später in Übersee.

 

Kolping war Wegbereiter der Katholischen Soziallehre

  

Leitung seines Wirkens waren ...

 

  • die Förderungen des Einzelnen
  • die Forderung des Einzelnen
  • die Sorge um den Einzenen

 

Die Kirche ehrte diesen großen Pädagogen und Sozialreformer mit der Seligsprechung 1991 in Rom - zum 100 Jährigen Jubiläum der ersten Sozialentzyklika Rerum novarum.

 

Geschichte in Österreich

 

Auf seinen Reisen durch Europa legte Kolping 1852 in Innsbruck, Salzburg, Steyr, Linz und Wien jene Grundsteine, auf die sich sein Werk in Österreich entwickeln und ausbreiten konnte. Hauptanliegen der heute nach ihrem Gründer benannten Kolpingfamilien ist die Unterbringung und Begleitung junger Menschen in Kolpinghäusern für die Zeit ihrer beruflichen Ausbildung.

 

Kolping hat stets darauf gedrängt, dass die einzelnen Vereine in den Ländern nicht Filialen eines Bundesverbandes sind, sondern eigenständig.

Diese föderative Verfassung hat den Verband zwei Weltkriege überleben lassen.

Bis weit in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein sind die Zielgruppen der Vereinstätigkeit- Lehrlinge und Handwerksgesellen nahezu gleichgeblieben.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg hat sich für Kolping vieles radikal verändert.

 

Die Veränderung in Beruf und Gesellschaft-zunehmender materieller Wohlstand, neue Konsumangebote, Flexibilierungen in der Arbeitswelt brachte plötzlich andere benachteiligte Gruppen in der Gesellschaft hervor. Und der Verband hat auf diese neuen, aktuellen herausforderungen mit der Gründung neuer „Sozialprojekte“ reagiert

Bis in die 60er Jahre wandten sich die Kolpingfamilien und Kolpinghäuser ausschließlich an Burschen und Männer.

Erst nach und nach erfolgte die Öffnung der „Häuser“ für Mädchen und Frauen.

 

Zeitgleich vollzog sich innerhalb von gut zehn Jahren die Umbenennung der „Katholischen Gesellenvereine und Häuser“ in „Kolpingfamilien und Kolpinghäuser“.

 

Kolping Österr. bietet heute einige tausend Wohnplätze für Leute die in der Berufsausbildung oder bereits im Beruf stehen. Die Kolpinghäuser sowie Kolpingfamilien ohne Häuser wenden sich mit ihren Veranstaltungsangeboten aber auch an die Menschen der Umgebung.

Die Herausforderung ist heute wie damals die gleiche geblieben, die Förderung der Entwicklung des Menschen zur Autonomie durch Bildung und Arbeit.

  

Im alten Kolpingheim in Wattens waren die fünf Tugenden eines Kolpingmitglieds auf der Wand angebracht.

 

  • Religon (ein guter Christ sein)
  • Beruf (in der Arbeit seine Frau-Mann stellen)
  • Familie (die Fam. leben und fördern)
  • Gesllschaft (mitgestalten-mittun-Gemeinde-Verein))
  • Frohsinn (Feste-Kultur-Freundschaft)

 

Diözesanverbände

 

Die örtlichen Kolpinggruppen und -vereine heißen Kolpingsfamilie. Sie sind in acht Diözesan- bzw. Landesverbände zusammengefasst, diese ihrerseits sind im Bundesverband von Kolping Österreich vereinigt.

 

Kolpingsfamilie Wattens
Garbergasse 4, 6112 Wattens

ZVR: 565182956

Vorsitzende:

Hicks Gudrun

Kontakt: 

guggi4u@hotmail.com

oder

info@kolping-wattens.at

Kontoverbindung:

Raiffeisen Regionalbank Schwaz- Wattens eGen

IBAN:

AT98 3632 2000 0725 6365

BIC:

RZTIAT22351

Link zur Homepage der Kolpingbühne Wattens: